Was Zahnärzte immer wieder beobachten können ist, dass ein und dieselbe Behandlung von Patienten unterschiedlich schmerzhaft empfunden wird. Besonders auffällig ist hier: Patienten mit großer Angst vorm Zahnarzt leiden oft stärker unter Schmerzen. Warum?
Ein Ausflug in die Schmerz-Theorie
Früher gingen Mediziner davon aus, dass Schmerz von einem Störsignal im Körper über die Nerven ans Gehirn weiter geleitet wird und dort den Schmerzalarm auslöst. Heute weiß man, dass die Entstehung des Schmerzes komplexer und von Mensch zu Mensch verschieden abläuft – denn was die einen kaum merken, ruft anderen die Tränen in die Augen. Woher kommen also diese Unterschiede?
Medizinische Ansätze gehen mittlerweile davon aus, dass der Schmerzreiz auf dem Weg ins Bewusstsein von unterschiedlichen individuellen Faktoren beeinflusst wird, die dazu führen, dass jeder Mensch Schmerz verschieden stark empfindet. Zu diesen Faktoren zählen Persönlichkeit, Erfahrungen, Emotionen und die gesellschaftlichen, kulturellen Einflüsse. Je nachdem, wie ein Mensch – abhängig von diesen Faktoren – den Schmerzreiz bewertet (z.B. mit Fragen wie, ist der Schmerz lebensbedrohlich? Macht mir der Schmerz Angst?), entscheidet darüber, wie intensiv das Gehirn den Schmerzreiz interpretiert. Wird der Schmerz negativ eingeordnet, leidet der Mensch darunter.
Schmerz und der Zusammenhang mit der Angst
Es geht hier also nicht nur um den tatsächlichen Zustand des Körpers, sondern auch um bewusste und unbewusste Gedanken und Vorgänge im Gehirn, wie beispielsweise der Angst. Hat ein Mensch Angst, so ist er sehr empfänglich für Warnsignale aus dem Körper. Schmerz gehört zu diesen Warnsignalen und wird dann besonders bedrohlich gewertet. Das Gehirn gibt den Schmerzreiz als besonders intensiv weiter und der Schmerz wird als sehr schlimm wahrgenommen.
Beispiel: Kinder mit der Angst vorm Zahnarzt
Fassen wir das Ganze noch einmal an einem Zahnarzt-Beispiel zusammen: Kinder mit großer Angst vorm Zahnarzt fallen durch eine besonders hohe Schmerzempfindlichkeit auf, die kaum im Verhältnis zu den Zahnschäden oder der Zahnbehandlung steht. Schon kleine Berührungen im Mundraum werden als sehr schmerzhaft empfunden. Es liegt also auch hier der Schluss nahe, dass es nicht um den Schweregrad der Zahnkrankheit geht, sondern wie das Kind mit dem Schmerz und der Angst vorm Zahnarzt umgeht.
Was hilft nun gegen die hohe Schmerzempfindlichkeit von Angstpatienten? Hier ist es ratsam, zuerst mit der Angst umzugehen. Es gibt verschiedene Mechanismen, die Patienten mit großer Angst vorm Zahnarzt nutzen können, von der einfachen Ablenkung über die Hypnose bis hin zur Psychotherapie. Wer dann mit der Angst vor dem Zahnarzt umgehen kann, kann grundsätzlich die Angst und damit das Schmerzempfinden reduzieren.
Quellen:
Hölfel, Lea (2015): Schmerzwahrnehmung bei Kindern. In: ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis, Ausgabe 6, Juni 2015. S. 32f.
Albrecht, Harro (2015): Es kommt auf den Kopf an. In: Die Zeit, Ausgabe 08, Februar 2015.
Jenny Eckhardt says
Ich versuche so gut wie möglich Behandlungen beim Zahnarzt zu vermeiden und achte daher auf meine Zahnpflege. Nichtsdestotrotz sind Untersuchungen nicht auszuschließen. Ich habe oft ein komisches Bauchgefühl auf dem Weg zur Zahnarztpraxis, doch beruhige mich durch zahlreiche Tipps, die man in diversen Blogs über Zahnärzte findet.